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Tagebuch

02. März 2016

Geschrieben von Uli Schilf am 02.03.2016
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Wir sind gerade aus dem Krankenhaus nach Hause gekommen und es gibt hier ein erstes Update.

Frau Dr. Timke von der Strahlentherapie kenne ich ja noch aus dem letzten Jahr. Inzwischen ist sie zur Chefärztin aufgerückt. Gott sei Dank ist sie so patientenzugewandt und freundlich geblieben wie ich sie kennengelernt habe. Das gilt übrigens für alle MitarbeiterInnen in der Klinik. So wurde ich wie ein alter Freund des Hauses begrüßt. Frau Dr. Timke zeigte und erläuterte uns die Bilder von der Knochenpunktion. Dort konnte man sehr gut den Streuungsgrad der Metastasen sehen. Das ist ganz schön heftig. Auf der linken Seite konnte man eine Rippe sehen, die der Tumor wohl schon gebrochen hat. Leider lag kein vollständiges Bild des gesamten Skeletts vor; es fehlte der Halsbereich. Um diese Lücke zu schließen und um ganz sicher zu gehen, schlug Frau Dr. Timke vor, noch einmal ein CT von dem Bereich und eine neue Maske anfertigen zu lassen. Wie so etwas aussieht, ist hier zu sehen. Es ist allerdings nicht ganz sicher, dass die Maske benötigt wird. Wenn im Halsbereich nämlich keine Metastasen aufgetreten sind, brauche ich die Maske nicht. Die Einrichtung des Bestrahlungsbereiches und die Anfertigung der Maske konnte heute noch durchgeführt werden. Dazwischen hatten wir dann ein Gespräch mit der Frau Prof. Basara, der Chefärztin der Onkologie. Da standen 2 Fragen im Mittelpunkt: Chemotherapie: ja - nein? und lässt sich etwas zur Lebenserwartung sagen?

Die erste Frage beantwortete Frau Basara damit, dass sie meinen Fall in der jetzt gerade stattfindenen Tumor-Konferenz (15:30 Uhr) vorstellen wolle. Sie war der Auffassung, dass erst die Bestrahlung durchgeführt werden sollte und man dann weitersehen müsse. Ich sei ein komplizierter Fall (na ja, wem sagt sie das?), weil es höchst selten ist, dass ein Mensch zwei unterschiedliche bösartige Tumoren bekommt. Sie will aber nach der Tumorkonferenz bei uns anrufen und uns dann einen Vorschlag machen, wie wir weiter verfahren sollten. Die zweite Frage beantwortete sie so: Sie glaube nicht, dass ich heute oder morgen sterben müsse. Es können durchaus einige Monate oder auch Jahre vergehen. Gefährlich seien Infekte oder Brüche. Und wichtig sei, dass man die Metastasen vernichten und deren Wachstum behindern könne. Die Streuung ist natürlich schon ziemlich fortgeschritten. Jutta war nach diesem Gespräch schon viel optimistischer als vorher, während ich noch nicht so genau weiß, wie ich das alles einordnen soll.

Danach aßen wir in der Cafeteria des Krankenhauses einen Salat. Anschließend wurde mir in der Strahlenklinik eine neue Maske angepasst. Weil das nicht gleich auf Anhieb funktionierte, dauerte diese ekelhafte Prozedur (totale Unbeweglichkeit, Atmen nur durch die Nase) länger als üblich. In einem zweiten Arbeitsgang wurde der Bereich des Beckens, der bestrahlt werden soll, festgelegt und eingezeichnet. Nach 45 Minuten war ich damit durch. Den ersten Bestrahlungstermin, an dem auch die technische Einrichtung stattfinden soll, habe ich am 15. März. Dann bekomme ich die anderen Termine. Insgesamt sollen 10 Bestrahlungen stattfinden und - wie gesagt - danach eventuell die Chemotherapie.

Vergessen habe ich noch, dass Frau Prof. Basara wohl ab der nächsten Woche Denosumab rezeptieren will. Denosumab verteilt sich gleichmäßig im ganzen Skelett und kann somit knochenaufbauend in allen Bereichen wirken. Es kann alle vier Wochen unter die Haut gespritzt werden.

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