Schilfs Reiseseite
Berichte von Reisen
zu Wasser, zu Lande und in der Luft
06. Dezember 2014 |
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Geschrieben von Uli Schilf am 06.12.2014 |
Diese Seite ist ja einem ziemlich rasanten Wandel unterworfen. Zunächst als eine reine Reiseseite geplant, entwickelte sie sich weiter zu allgemeinen Tagebuchaufzeichnungen mit der Einschränkung, nicht allzu viel der Öffentlichkeit preisgeben zu wollen.
Ein bisschen mehr habe ich dann von mir preisgegeben, indem ich meine Bemühungen in der Küche und die damit verbundenen Ergebnisse dargestellt habe. Nun entwickelt sich diese Seite zu einem Krankenblatt: Seit gestern weiß ich, dass ich einen bösartigen Tumor an der Ohrspeicheldrüse habe. Heute Nacht habe ich mich deshalb gefragt, wie "öffentlich" ich denn damit umgehen will. Einige aus meinem Freundes- und Bekanntenkreis und aus meiner Familie finden ja, dass ich mich zu "gläsern" mache, aber ich habe nun mal diese Homepage und will diese Seite auch dazu nutzen, so weit es geht über den Verlauf dieser Krankheit zu berichten.
Am 1. Dezember fuhr ich mit Jutta nach Hamburg-Eppendorf in das Universitätsklinikum. Nach einigen Untersuchungen (Lungenfunktion, EKG, MRT und einem Narkosegespräch) verbrachte ich eine erste unruhige Nacht in einem Zweibettzimmer. Ich habe einen sehr netten Zimmernachbarn, der allerdings nicht sprechen kann (nach einem Luftröhrenschnitt) und immer Speichel absaugen muss, was natürlich für eine entsprechende Geräuschkulisse sorgt. Jutta blieb bis abends bei mit und fuhr dann nach Trittau zu unserer Tochter Wiebke und unserem Schwiegersohn Frank, wo sie übernachten konnte.
Meine Operation an der Ohrspeicheldrüse sollte am 2.12. um 11.00 Uhr stattfinden. Wie so soft, wurde sie auf unbestimmte Zeit verschoben. Um kurz vor 15 Uhr wurde ich in den OP-Saal geschoben und die Narkose wurde eingeleitet. Ich bekam noch so einiges mit: Verkabelung, Anrichten der Medikamente usw. Über mir an der Decke hing ein Poster. Ich vermute, es zeigt den Geirangerfjord, in Norwegen, wo ich 1996 mit Jutta und unserem Wohnmobil Station gemacht habe. Um 15.25 schaute ich das letzte Mal auf die Uhr, um dann unter der Narkosemaske einzuschlafen. Als ich wieder wach wurde war es 19 Uhr. Die Nacht verbrachte ich auf der Halbintensivstation (Medical Care) zur Beobachtung. Ein sehr netter Pfleger kümmerte sich um mich und bedauerte sehr, dass er mich um 23 Uhr von meinem bisherigen Einzelzimmer in ein Doppelzimmer verlegen musste. Vermutlich hatte es sich inzwischen herumgesprochen, dass ich zwar privat versichert bin, für Krankenhausaufenthalte aber die Wahlleistungen ausgeschlossen habe.
Am Mittwoch (3.12.) wurde ich wieder auf meine Station in mein altes Zimmer gebracht. Die Oberarztvisite brachte dann den ersten Hinweis auf die Bösartigkeit des Tumors. Der Oberarzt sagte, er sei nicht für langes Herumreden, aber es sehe ganz so aus; man wolle aber noch den Befund aus der Pathologie abwarten. Die Warterei ist eigentlich das Schlimmste. Am Freitagmorgen (5.12.) bestätigte sich dann die Vermutung des Oberarztes. Ich soll nun in der nächsten Woche erneut operiert werden. Zuvor wird aber ein "staging", eine "Stadienbestimmung", durchgeführt. Da soll mit der Hilfe einer CT (Computertomographie) der Ausbreitungsgrad des bösartigen Tumors festgestellt werden. Es heißt also weiter: Warten.
Gerade waren unsere Tochter und unser Schwiegersohn bei mir. Wir setzten uns in das Café im 2. Stock. Die beiden haben mir einen Nikolaus mitgebracht. Natürlich dreht sich in den Gesprächen vieles um die Krankheit. Es ist ja immer ein bisschen Aufarbeitung dabei. Auch wenn man weiß, dass das Leben endlich ist, so denkt man ja nicht beständig an den Tod. Realer wird er nach einer solchen Diagnose aber allemal. Damit muss ich mich auseinandersetzen.
Jetzt liege ich hier in meinem Krankenhausbett und schaue die Fernsehsendung "Ein Herz für Kinder". Wenn ich sehe, wie viel Leid es gerade für Kinder gibt, dann kommt mir meine eigene Situation banal vor. Deshalb habe ich von meinem Notebook aus gespendet. Und ich bin mir sicher, dass meine Jutta damit einverstanden ist, ohne dass ich sie jetzt fragen konnte.