Schilfs Reiseseite
Berichte von Reisen
zu Wasser, zu Lande und in der Luft
15. September 2016 |
|
Geschrieben von Uli Schilf am 15.09.2016 |
Heute war ein ereignisreicher, aber auch schöner Tag. Gestern war ich ja zu meiner Kontrolluntersuchung im Malteser-Krankenhaus in Flensburg. Erst einmal hieß es, 1,5 Liter Kontrastmittel in ca. 2 Stunden trinken. Das Zeug schmeckt widerlich. So genau weiß ich auch nicht, warum ich das trinken muss, denn während der CT wird noch einmal ein Kontrastmittel gespritzt. Nun bin ich ja auch nicht der große Medizinmann, besser gesagt, ich verstehe sehr wenig und vergesse viel. Na ja, jedenfalls begann die ganze Prozedur um 09.15 Uhr und ich hatte bis 11.20 Zeit das Zeug zu trinken. Zwischendurch sollte ich zum Blutabnehmen, aber das hatte ich schon am Dienstag erledigt, weil es im Krankenhaus immer so lange dauert, bis die Ergebnisse vorliegen. So wurde mir lediglich ein Zugang gelegt für die Aufnahme des weiteren Kontrastmittels. Meine Vene, die ich immer als meine Schokoladenvene bezeichne, sieht schon aus wie bei einem Junkie. Zwischendurch gab es noch ein Arztgespräch mit einem jungen Doktor, der sich aber sehr viel Mühe gab. Zum ersten Mal wurde zum Beispiel in der Klinik ein Ultraschall bei mir durchgeführt. Jutta, die mich bei solchen schwierigen Missionen immer begleitet, durfte zuschauen und so konnte sie einen Blick auf meine wabbelige Leber, auf die Milz und die Nieren werfen. Anschließend musste sie selbst an den Stadtrand von Flensburg zum Arzt und ich ging zur CT. Ein äußerst witziger Assistent bereitete mich auf die CT vor. Auf meine Frage, ob ich mein Smartphone ablegen soll, antwortete er zum Beispiel: "Das ist nicht nötig. Wenn Sie durch die Röhre gefahren werden, werden alle Nummern ausgelesen und bei uns gespeichert. Anschließend kriegen Sie dann immer Drohanrufe." Da ich Privatpatient bin, musste ich auch noch ein entsprechendes Formular unterschreiben, dass ich Selbstzahler bin. Ich kenne das schon und unterschrieb sozusagen blind. Das veranlasste ihn zu der Bemerkung, dass es dieses Mal keine Waschmaschinen gebe, die seien ausverkauft, aber ich würde in den nächsten Tagen einen Geschirrspüler erhalten, denn das hätte ich gerade unterschrieben.
Nach der CT wurde außerdem meine Lunge geröntgt und mit der geballten Strahlung marschierte ich in die Cafeteria des Krankenhauses, weil mich plötzlich ein großer Hunger überfiel. Jutta gabelte mich am Krankenhaus auf und wir fuhren nach Hause. Der Arzt hatte gestern angekündigt, dass er mich heute bis 14 Uhr anrufen wollte. Um 12 Uhr klingelte dann auch das Telefon. Die gute Nachricht: Die Metastasen haben sich nicht weiter ausgebreitet. Es ist eine Stabilisierung zu erkennen. Nur wer sich selber in einer Krebstherapie befindet weiß, welche Erleichterung eine solche Nachricht bedeutet. Ich verschweige hier auch nicht, dass ich vor Freude heulen musste. Es gab aber auch eine schlechte Nachricht. Die Röntgenaufnahmen der Lunge haben ergeben, dass ich eine kleine Lungenentzündung habe (was ich fast schon befürchtet habe). In der letzten Woche hatte ich mal Fieber und ich muss ziemlich häufig husten. Es scheint aber so zu sein, dass die Entzündung im Abklingen ist, so dass ich wohl keine vom Arzt empfohlene Antibiotika nehmen werde.
Was gibt es sonst noch? Ich bin dabei von Windows auf Linux umzusteigen. Das ist zunächst sehr gewöhnungbedürftig und kostet mich viel Zeit (zum Lesen und Ausprobieren), aber ich bin froh, dass ich mich auf meine alten Tage so langsam von Bill Gates verabschiede. In der letzten Zeit poste ich ein wenig mehr als sonst auf Facebook. Interessant ist ja, dass man recht schnell eine Rückmeldung (neudeutsch: feedback) bekommt. Am kommenden Samstag feiern wir den Geburtstag eines Freundes (75!). Darauf freue ich mich und wünsche mir, dass ich auch mal so alt werden kann.