Schilfs Reiseseite
Berichte von Reisen
zu Wasser, zu Lande und in der Luft
Giora Feidman |
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Geschrieben von Uli Schilf am 08.01.2009 |
War das ein herrlicher Abend! Gestern war ich mit meiner Frau zu einem Konzert in einer Kirche bei uns in Rendsburg. Giora Feidman, begnadeter Klarinettist und Matthias Eisenberg, ebenso begnadeter Organist traten dort auf. Zwei Künstler unterschiedlicher Herkunft, die auch unterschiedliche religiöse Welten verkörpern, vereinen ihr herausragendes Können in der Musik. Feidman, in Argentinien als Sohn jüdischer Emigranten aus der Südukraine geboren, war schon früh von der spezifisch aschkenasischen jüdischen Musiktradition, dem Klezmer, beeinflusst. Eisenberg, der bereits seit seinem 9. Lebensjahr als Organist auftritt, entstammt der Welt des Dresdner Kreuzchores, des Gewandhauses Leipzig und des dortigen Bachorchesters.
Es beginnt mit einer leisen Melodie, die durch die Kirche wandert, an den Zuhörern vorbei, bis auf die Orgelempore. Es ist ein ungewöhnliches Duo, das fortan das Publikum verzaubert. Immer wieder lockt die Klarinette den Orgelspieler zu phantastischen Interpretationen. Feidman, der fast 73jährige, und sein 20 Jahre jüngerer Partner Eisenberg stellen sich einfühlsam aufeinander ein, spielen sich auf raffinierte Weise Töne und Sequenzen zu, nehmen sie von dem jeweils anderen auf und variieren sie phantasievoll.
Das Publikum wird aufgefordert, eine Melodie oder einen Grundton zu summen, die dann von Feidman aufgenommen werden. Eine Stunde lang traumhafter Hörgenuss! Dann treten beide vor ihr Publikum und nehmen fast ein wenig schüchtern die stehenden Ovationen entgegen. Feidman spielt "Dona, Dona" und ermuntert das Publikum, den Refrain mitzusingen.
Draußen herrscht Krieg zwischen Israelis und Palästinensern und in dieser Kirche in der Kleinstadt Rendsburg nimmt sich Giora Feidman ein paar Takte der deutschen Nationalhymne, mischt sie mit der israelischen und der palästinensischen und erzeugt mit seiner Variation auf der Klarinette und der einsetzenden Orgel Gänsehaut bei den Besuchern.
Ein bewegender Abend und ein schöner Abschluss der Ferien.