Schilfs Reiseseite

Berichte von Reisen

zu Wasser, zu Lande und in der Luft

11.03.03

Nach einem ausgiebigen Frühstück erkunden wir Ronda. Schon die ersten Schritte machen deutlich, was Rainer Maria Rilke meinte, als er diese kleine Stadt als heroisch und fantastisch empfand. In einem seiner Briefe spricht er von der „unvergleichlichen Erscheinung der auf zwei steilen Felsmassen hinaufgehäuften Stadt“.

Es war Ernest Hemingway, der in Ronda noch auf einen anderen Gedanken kam: „Die ganze Stadt, so weit der Blick auch reicht, nach allen Seiten, ist nichts anderes als ein romantischer Theaterprospekt... Wenn eure Flitterwochen hier nichts werden, wenn euch in Ronda die Eskapade nicht glückt, dann geht lieber... und sucht beide eine neue Freundschaft, jeder für sich“. Nun sind Jutta und ich ja glücklich verheiratet, und wir haben deshalb Ronda unter anderen Blickweisen erkundet.
Unseren Stadtrundgang beginnen wir an der Puenta Nuevo. Dies ist eine 1793 erbaute Brücke, die sich 150 Meter über einer Schlucht erhebt, Alt- und Neustadt miteinander verbindet und als Wahrzeichen Rondas gilt. Wir überqueren die Brücke, halten uns rechts und finden einen kleinen Platz, von dem aus wir den Abstieg in den Tajo wagen. Majestätisch erhebt sich die Brücke über uns. Beim Aufstieg habe ich das Gefühl, ein Belastungs-EKG zu absolvieren.
Durch enge und beschauliche Gassen geht es zur Kirche Santa Maria la Mayor. Ursprünglich war sie eine Moschee. Man kann unter dem achteckigen Glockenturm aus der Renaissance noch den mächtigen Quader des alten Minaretts erkennen. Im eigenartigen Gegensatz dazu steht der goldüberladene Barockaltar. Weiter geht es zur Casa del Gigante. Es ist ein maurischer Palast aus dem 14. Jh. Mit einem Innenhof, der von Säulen umstanden ist. Etwas unterhalb entdecken wir ein kleines Minarett. Danach gehen wir die Mina de Ronda bis zum Grund der Tajo-Schlucht. Es ist ein Gang mit 365 Stufen, und wir denken an die Sklaven, die im 14. Jh. das Trinkwasser für die Stadt heraufschleppen mussten.
Immer wieder ergeben sich überraschende Ein- und Ausblicke in die Schlucht und auf die Puente Nuevo. Von der Plaza de España gehen wir zur Plaza de Toros. Gegenüber liegt unser Hotel. Wir besichtigen jedoch die Stierkampfarena. Sie stammt aus dem Jahre 1785. In zwei Stockwerken gibt es vollständig überdachte Tribünen. Pedro Romero ist der Begründer der berühmten Torero-Dynastie. In einem kleinen Museum kann man seiner gedenken.
Nach einer kurzen Verschnaufpause im Hotel begeben wir uns am Nachmittag auf eine Rundfahrt durch die pueblos blancos in der Umgebung Rondas.
Wir besuchen zunächst Grazalema, und Jutta ist nicht klar, warum ich mir den Namen nicht merken kann und immer von Gorgonzola rede. Leider bekommen wir von den Webereien im Berberstil nichts mit, da wir ausgerechnet zur Siesta dort eintreffen. Doch wir sind nicht traurig, denn die Natur entschädigt uns. Wir fahren durch einen riesigen parque natural. Korkeichen säumen unseren Weg. Die Landschaft ist grandios. Manchmal fahren wir unter Felsüberhängen hindurch und dann geht es bergauf und man hat das Gefühl, geradewegs in den strahlend blauen andalusischen Himmel hineinzufahren. El Bosque und Ubrique sind weitere „weiße Dörfer“, die wir uns anschauen.
Natürlich finden wir auch wieder einen Platz inmitten der Natur, wo wir Picknick machen können. Käse und Wein, Schafe (weiße, gefleckte und auch ein schwarzes), andalusischer Himmel, Berge rings um uns her – die Welt ist schön!
Im Hotel angekommen nimmt Jutta erst einmal ein Bad, während ich ob der körperlichen Anstrengungen des Tages ein kleines Nickerchen mache. Dieses hält wiederum Jutta von demselben ab. Der Hunger treibt uns noch einmal in die Stadt. Von dem Restaurant sind wir beide nicht begeistert.