Schilfs Reiseseite

Berichte von Reisen

zu Wasser, zu Lande und in der Luft

Italien 2004

Reisebericht Neapel und Rom 13.-20.03.2004 von Uli Schilf

Vorbemerkung:
Jutta und ich wollten mal mit einem Billigflieger nach Rom. Leider gab es aus dem Norden keine Möglichkeit. So fliegen wir am 13.3.2004 von Hannover mit Hapag-Lloyd-Express nach Neapel. Gebucht haben wir übers Internet. Auch unsere Hotels haben wir online gebucht. Zunächst bleiben wir 2 Nächte im Hotel “Ideal” in Neapel es liegt in der Nähe des Hauptbahnhofes.
Am 15.3. wollen wir dann weiter nach Rom. Dort sind wir im Hotel “Orlanda” untergebracht. Auch dieses Hotel liegt in der Nähe des Bahnhofes Roma Termini.
Es lag also nahe, auf die Buchung eines Mietwagens zu verzichten, da wir diesen fast nur für den Pendelverkehr zwischen Neapel und Rom benötigt hätten. Wir wollen deshalb das Abenteuer “Eisenbahn” wagen. Zwischen den beiden Städten pendelt der Hochgeschwindigkeitszug “EuroStar”. für etwas mehr als 22 Euro pro Fahrt und Person ist man in 1 Stunde und 46 Minuten am jeweiligen Ziel. Wir sind gespannt!

13. März 2004
Um 8 Uhr fahren wir in Büdelsdorf ab. Zunächst geht es nach Wunstorf zu meinem Bruder und unserer Schwägerin. Wir können unser Auto bei ihnen stehen lassen, denn sie wollen uns zum Flughafen bringen. Nach 2 1/2 Stunden sind wir dort. Nach einem Besuch bei unserer Nichte in Hannover fahren wir alle gemeinsam zum Flughafen. Um 18 Uhr startet der Flieger, der nicht ganz ausgebucht ist.
Um 20.00 landen wir in Neapel. Kurz nach unserer telefonischen Meldung über unsere gute Landung passiert es: Während ich auf unser Gepäck warte und Jutta unser Handgepäck einschließlich der Videokamera bewacht, flitzt ein Mann mit einem unserer aufgegebenen Gepäckstücke davon. Jutta kann ihn nicht aufhalten und ich merke nichts davon. Wir können nur noch eine gleich aussehende Tasche greifen, damit zum Gepäckservice gehen und den Verlust unserer Tasche melden. Die nette Italienerin versucht uns damit zu beruhigen, dass es häufiger zu Verwechslungen komme, die sich aber oft auch wieder klären. Sie nimmt unsere Daten auf und sichert uns zu, unser Gepäck ins Hotel in Neapel zu liefern, wenn es auftaucht. Als ich sage, “Hoffentlich ist der mit unserer Tasche nicht nach Capri weitergereist”, antwortet sie lapidar, “Das hoffe ich auch”.
Allerdings sind wir nun ziemlich aufgeschmissen. Wir haben zwar unsere Kulturtaschen, aber weder Unterwäsche, Schlafanzug noch andere Kleidung für den nächsten Tag. Zunächst fahren wir allerdings mit dem Taxi in die Stadt. Diese Maßnahme stellt sich als Fehler heraus, denn es sind deutlich mehr als die von www.hotel.de angegebenen 3,2 km bis zum Hotel. So zahlen wir 20 € “Lehrgeld”. An der Rezeption im Hotel “Ideal” schildern wir unser Missgeschick. Da am anderen Tag Sonntag ist, hat natürlich kein Geschäft geöffnet. Treuherzig verweist uns der Portier auf Flohmärkte, auf denen man zur Not Kleidung kaufen kann.
Nach einem Essen in einer nahegelegenen Trattoria gehen wir schlafen.

14. März 2004
Etwas beklommen gehen wir zum Frühstück. Was nützt alles Duschen und Zähneputzen, wenn man die gleiche Kleidung vom Vortag wieder anziehen muss? Nach dem Frühstück treten wir vor das Hotel und siehe da: Ein Stand breitet sich neben dem nächsten aus. Für 1-3 € erstehen wir neue Wäsche, Socken, Hemd und Pullover. Welche Freude! Nichts wie aufs Zimmer und umziehen.
Frisch gestärkt und abenteuerlustig geht es die 100 Meter zum Bahnhof. Wir wollen nach Pompei und erfahren, dass die Rückfahrkarte pro Person 3,60 € kostet. Das sind Preise, die uns freuen. Wir fahren also mit einem Regionalzug am Fuße des Vesuvs entlang und steigen nach einer dreiviertel Stunde in Pompei aus. Der Gang durch diese ausgegrabene Stadt ist sehr beeindruckend. Per SMS erfahren wir, dass unsere Tasche wieder aufgetaucht ist. Wir strahlen mit der Sonne um die Wette. Am Spätnachmittag treffen wir etwas fußlahm im Hotel ein. Unsere Tasche ist inzwischen angeliefert worden. Unsere Freude kennt keine Grenzen.
Sie wird allerdings bei einem Spaziergang durch Neapel sehr getrübt. Selten haben wir so viel Schmutz und so viel Armut gesehen! In unmittelbarer Nähe der Piazza Garibaldi finden Männer und Frauen, denen die Hoffnungslosigkeit ins Gesicht geschrieben ist, einen Schlafplatz zwischen nicht geleerten Mülltonnen. Der Dreck ist unvorstellbar. Ich war während und nach der Auflösung der Sowjetunion viel in Russland und habe die dortigen Verhältnisse als elendig empfunden, aber Neapel (zumindest das Neapel, was wir gesehen haben) übertrifft es.
So ist es kein Wunder, dass wir uns auf Rom freuen.

15. März 2004
Nach dem Frühstück verlassen wir das Hotel “Ideal” und begeben uns mit unserem jetzt vollzähligen Gepäck zum Bahnhof. Die Fahrt mit dem EuroStar kostet pro Person 22 €. Es ist sehr einfach eine Fahrkarte zu kaufen (entweder am Schalter oder am Automaten). Plätze werden ohne Aufpreis reserviert. Man sitzt bequem und ist erstaunt, dass die italienischen Züge pünktlicher sind als die Deutsche Bahn. Na gut: Wir brauchen ca. 2 Stunden anstatt der angekündigten 1 Stunde und 46 Minuten, aber was soll´s. Völlig stressfrei geht es gen Rom.
Wir sind so früh da, dass wir unser Gepäck erst einmal in der Aufbewahrung am Bahnhof “Termini” unterbringen.
Für das Hotel ist es noch zu früh. So beschließen wir, eine kleine Stadtrundfahrt mit dem Bus 110 zu machen. 13 € pro Person kostet der Spaß. Oben sitzt man offen. Natürlich nutzen wir diese Gelegenheit, was mir prompt eine Erkältung einbringt. In aller Kürze werden die wichtigsten Stationen angefahren. Diese Fahrt ist zum “Anschnuppern”. Man kann unterwegs an verschiedenen Stellen die Fahrt unterbrechen und in einen anderen Bus zusteigen. Wir machen davon am Petersdom Gebrauch.
Es ist eine beeindruckende Kirche an Roms prächtigster Piazza, der Piazza San Pietro. Der Platz ist 24o Meter breit und 196 Meter lang. Insgesamt umfassen 284 Säulen und 88 Pfeiler in 4 Reihen den Platz. In der Mitte steht ein Obelisk, der 25,5 Meter hoch ist. Auf den Dächern der Säulenhallen stehen 140 Heiligenstatuen. Die links und rechts zwischen Obelisk und Säulenhallen errichteten Brunnen lassen bis zu 14 Meter hohe Fontänen steigen. Wir schauen uns die Kirche an, lassen diesen mächtigen Bau auf uns wirken. Anschließend sitzen wir in einem Café in der Via Conciliazione und warten auf unseren Bus.
Dann wird eingecheckt. Das Hotel Orlanda erweist sich als kleines, sehr sauberes Hotel, unweit des Hauptbahnhofes. Obwohl es nur 2 Sterne hat, macht es einen erheblich gepflegteren Eindruck als das Hotel Ideal in Neapel, das immerhin über 3 Sterne verfügte. Nach unseren ersten Eindrücken haben wir uns ein gutes Abendessen verdient. Wo geht man in Rom essen? Zum Italiener. Der Tipp des Hotelportiers auf ein Restaurant in der Nähe erweist sich als goldrichtig. Mit einem Essen und Wein beschließen wir diesen ersten Rom-Tag.

16. März 2004
Dieser Tag wird dem antiken Rom gewidmet. Bei schönem Wetter steigen wir Michelangelos Treppen zum Kapitol hinauf, bewundern den Senatspalast, der heute noch Amtssitz des römischen Bürgermeisters ist und begeben uns in das Forum Romanum. Unter dem Bogen des Septimius Severus stehend, muss man viel Fantasie aufbringen, um sich in die Welt von vor 2000 Jahren zu versetzen. Beeindruckend ist das allemal. Der Besuch des Forums kostet nichts, dafür muss man für die Besteigung des Palatins und den Besuch des Colloseums bezahlen. Der Palatin ist einer der 7 Hügel, auf denen Rom erbaut wurde. Wir gehen hinauf und merken, wie der Lärm der Stadt zurückbleibt. Die Sonne scheint, man hat einen etwas verglasten Blick auf die Stadt und auf einer Bank in der Nähe des Hyppodroms schlafen wir beide fast ein. Aber das Colloseum ruft. Nach einer kleinen (aber teuren) Brotzeit geht es in das ehemalige Theater, das unter Nero ganz anderen, gräulicheren Zwecken diente. Natürlich wird dieses imposante Bauwerk ausgiebig besichtigt. Danach haben wir aber erst einmal genug vom antiken Rom.
Wir stürzen uns in das pralle Leben rund um den Fontana di Trevi, einem Brunnen, in den man Geld werfen muss, um die Rückkehr nach Rom sicherzustellen. Spätestens seit Fellinis “La Dolce Vita” ist der Brunnen ein “Muss”.
Apropos Geld: Wir sind sehr beeindruckt von den römischen Preisen. Eine ganz normale Tasse Kaffee ist unter 3 € kaum zu erhalten. Nimmt man noch ein Stück Kuchen dazu, so ist man leicht bei 12-15 € für 2 Personen.
Durch schmale Gassen geht geht es weiter zur Piazza Spagna, dem spanischen Platz mit der berühmten gleichnamigen Treppe. Hier liegt auch die spanische Botschaft. Vor dem Eingang brennen Kerzen, liegen Blumensträuße und Beileidsbekundungen, die an den fürchterlichen Anschlag vom 11. März in Madrid erinnern.
Wir sitzen auf der Spanischen Treppe und lauschen einem Lehrer, der seine Klasse dazu überreden will, an der morgigen Papst-Audienz auf dem Petersplatz teilzunehmen. Meine Ohren werden immer länger. Papst-Audienz? Jutta hat keine große Lust, stimmt aber trotzdem meinem Plan zu, sich das einmal aus der Nähe anzuschauen. Nach einem Spaziergang zur Piazza del Popolo mit seiner Zwillingskirche, die in früheren Zeiten als Eingangstor Roms galt, und der Besichtigung von Goethes Casa in der Via Corso geht es zurück ins Hotel.

17. März 2004
Nach dem Frühstück (das übrigens nicht besonders berauschend ist) geht es los. Wir fahren mit dem Bus zum Petersplatz. Die römischen Buslinien sind uns inzwischen vertraut. Wir unterziehen uns den Sicherheitsvorkehrungen, die eher lasch sind. Ich muss meine Videotasche öffnen. Sie wird sehr oberflächlich durchsucht. Wenn man gemein ist, könnte man annehmen, dass niemand besonderes Interesse an der Sicherheit des Papstes hat. Wir finden leicht einen Platz und harren der Dinge, die da kommen sollen. Es gelingt mir, Nahaufnahmen vom Heiligen Vater in seinem “Papamobil” zu machen. Über 2 Stunden dauert die Audienz. Für einen kranken, alten Mann eine wahrliche Strapaze. Für uns Nichtkatholiken ein Ereignis.
Wir verlassen den Petersplatz und schlendern noch ein wenig durch Rom. Immer wieder entdecken wir neue Gassen.

18. März 2004
Heute morgen wollen wir zum Campo de Fiori. Wochentags findet bis 13 Uhr ein Markt statt. Während Jutta bummelt, trinke ich in einem Café einen “Americano”. Danach geht es von der “Küche Roms” in das “Wohnzimmer”, die Piazza Navona. Man sagt es ist der schönste Platz der Stadt. Jutta ersteht hier eine Zeichnung. Es ist nicht mehr weit zur Piazza della Rotonda mit dem besterhaltenen Bauwerk der Antike, dem Pantheon. Es war einst ein Heiligtum der Planetengötter, wurde aber schon in der Spätantike in eine christliche Kirche umgewandelt.
Nachmittags geht es in die Vatikanischen Museen und in die Sixtinische Kapelle. Die “Schätze des Vatikans” gelten als die wertvollste, größte und bedeutendste Kunstsammlung der Welt. Der Rundgang ist insgesamt 7 km lang. Wir haben vor, noch einmal nach Rom zu fahren, deshalb nehmen wir eine Abkürzung. Wir schauen uns die früheren päpstlichen Wohnräume, die Stanze di Raffaello an, die z.T. von Raffael und seinen Schülern ausgemalt wurden. Ein Besuch in der Cappella Sistina (der Sixtinischen Kapelle darf natürlich nicht fehlen. Besonders beeindruckend sind hier die weltberühmten Deckenfresken von Michelangelo. Auch die Wandmalereien von Botticelli und Pietro Perugino faszinieren uns. Natürlich fragen wir uns, wann hier wieder die Kardinäle einziehen, um über einen neuen Papst zu beraten.
Nun sind wir fußlahm geworden und treten den Rückweg zum Hotel an. Es ist später Nachmittag, aber wir müssen erst einmal ausruhen.
Abends kommen wir auf die Idee, unser Busticket, was noch bis Mitternacht gültig ist, zu aktivieren. Rom bei Nacht per Bus! Es ist schon toll, den jetzt verlassenen Petersplatz aufzusuchen, noch einmal am Fontana di Trevi vorbeizuschauen und die leider durch ein Gerüst verhüllte Kirche an der Scalinata della Trinitá dei Monti (Spanische Treppe) zu besuchen. Sehr zufrieden kehren wir in unser Hotel zurück.

19. März 2004
Heute ist unser letzter ganzer Rom-Tag. Wir fahren nach dem Frühstück zunächst zum Lateran-Palast und schauen uns im Morgendunst die Basilica San Giovanni in Laterano an. Dann geht es mit dem Linienbus weiter die Via Appia Antica entlang bis zu den Sebastian-Katakomben. Wir schauen uns die heidnischen und christlichen Grabstätten an.

20. März 2004
Leider heißt es schon Abschied nehmen. Wir kaufen Fahrkarten und entschließen uns, doch früher nach Neapel zurückzufahren, obwohl uns an dieser Stadt wenig reizt. Die Entscheidung erweist sich jedoch als richtig: Wir werden ca. 80 km vor Neapel gezwungen, aus dem Zug auszusteigen. Friedensdemonstranten haben die Strecke Roma-Napoli blockiert. Die italienische Eisenbahn organisiert in sehr kurzer Zeit ca. 20 Busse, die die Zugreisenden an ihre jeweiligen Ziele transportiert. Kompliment! Ich stelle mir die ganze Zeit vor, die Deutsche Bahn hätte diese logistische Leistung vollbringen müssen!
Nach einem Schuhkauf in Neapel, einem Besuch eines Restaurants, das eher einer Kaschemme gleicht, fahren wir zum Flughafen.