Schilfs Reiseseite

Berichte von Reisen

zu Wasser, zu Lande und in der Luft

Mallorca 2002

Reisebericht Mallorca vom 12.-19.10.2002 (von Uli Schilf)



Herbstferien! In den Süden soll es gehen. Wegen Urlaubsmangel der Ehefrau bleibt nur eine Woche. Also wird bei tui (warum es hier keinen Link gibt, wird später erklärt) per Internet gebucht. C`an Picafort heißt der Ort. Nach der Lektüre einiger Reiseführer stellen wir fest, dass sich dieses ehemalige Fischerdorf zu einer Touristenhochburg - vor allem von Deutschen frequentiert - entwickelt hat. Na egal, wir wollen ja nicht faul am Strand liegen oder á la Ballermann die Nächte zu Tagen machen, sondern die Insel erkunden.

Samstag, 12.10.02

Um 12.00 Uhr werden wir von meinem Schwiegervater zum Bahnhof in Rendsburg gebracht. "Zug zum Flug" heißt das Angebot von tui. In einem hoffnungslos überfüllten Zug fahren wir mit ebenso hoffnungslos überfüllten Koffern nach Hamburg. Mit dem Flughafenexpress geht es nach Fuhlsbüttel. Die Maschine hat Verspätung. Sie ist bis auf den letzten Platz gefüllt, und wir sind froh, dass der Flug nur 2 1/2 Stunden dauert. Der Service bei LTE (einer spanischen Fluggesellschaft) ist katastrophal. Ankunft in Palma de Mallorca um 19.00 Uhr. Bis unser Gepäck entladen ist, dauert es. Ankunft im Grupotel Farrutx um 21.30 Uhr. Wir haben 7 Übernachtungen mit Halbpension gebucht. Erstes Abendessen? Fehlanzeige! 3 Sandwiches mit etwas Wurst und Käse - das war es. Damit ist der erste Tag gelaufen. Fazit: Wir lassen uns die Laune nicht verderben.

Sonntag, 13.10.02

Große Überraschung beim Aufwachen! Von unserem Balkon im 6. Stock des Hotels haben wir einen fantastischen Blick auf die Bucht von Alcudia. Die zweite Überraschung ist das Frühstück im Hotel. Es gibt alles, was das Herz begehrt (und was der Arzt, der meinen Cholesterinspiegel kennt, verbieten würde). Nach dem Frühstück erkunden wir unsere Umgebung. Wir gehen am Strand spazieren, der bis nach Port Alcudia (ca. 7km) führt, trinken etwas auf der Strandpromenade und schauen den Badenden in beeindruckender Brandung zu. Der Ort selbst ist natürlich sehr touristisch. Neben vielen deutschen Gästen vermuten wir auch Engländer hier. Die Pubs und Champions League-Fernseh-Angebote deuten darauf hin. Heute ist "Sonne tanken" angesagt. Der Pool im Hotel ist uns zu kalt. Aber es verfügt über ein Hallenbad mit konstanter Wassertemperatur von 27 Grad und über einen Whirlpool. Das tut den geschundenen Rücken gut! Das Abendessen im Hotel ist ebenfalls sehr gut. Kein Vergleich zu gestern!

Montag, 14.10.02

Auch heute ist noch Faulheit angesagt. Aus Ersparnisgründen haben wir den Mietwagen erst für den 15.10. bestellt (Nachsaisonpreise!). Weil wir noch nicht beweglich sind, spüren wir schon ein wenig Langeweile. Wir sind inzwischen ganz gespannt auf die Insel. Einen Urlaub nur mit Strand usw. kann ich mir nicht gut vorstellen. In solchen Situationen erweist es sich als positiv, dass meine Frau genau so denkt.

Dienstag, 15.10.02

Für die nächsten 3 Tage haben wir ein Auto; einen Seat Ibiza, auch übers Internet bei tui gemietet. Nach der Übernahme geht es los. Zunächst fahren wir über Port Alcudia nach Pollenca. Dann geht es in abenteuerlicher aber sehr reizvoller Fahrt zum Cap Formentor. Immer wieder halten wir an, um die fantastische Aussicht auf die felsige Küste und das Mittelmeer in seinen unterschiedlichsten Farben zu genießen. Und das bei strahlend blauem Himmel. Vom Leuchtturm an der Spitze können wir im Dunst sogar Menorca, eine der Schwesterinseln Mallorcas, sehen. Nachdem wir die Ausblicke reichlich genossen haben, geht es die gleiche Straße zurück. Unser nächstes Ziel ist das Kloster Lluc. Die Fahrt zu dem bedeutenden Wallfahrtsort geht durch die atemberaubende Serra Tramuntana. Der Legende nach entdeckte ein maurischer Hirtenjunge, der kurz zuvor zum Christentum bekehrt wurde, in einer Felsspalte eine Marienstatue aus dunklem Holz. Er brachte die Skulptur in die örtliche Pfarrkirche; sie kehrte jedoch auf wundersame Weise dreimal in ihre Felsspalte zurück. Die Dorfbewohner vermuteten dahinter eine Botschaft Gottes und erbauten dort eine Kapelle. "La Moreneta" ("die kleine Dunkle") thront heute in der Kapelle, die mit den Wappen aller mallorquinischen Städte geschmückt ist. Während der Besichtigung der Kapelle hören wir den Gesang eines Knabenchors (leider nur von CD), des Els-Blauets-Chors. Er ist nach den blauen Soutanen seiner rund 40 Mitglieder benannt und wurde bereits 1531 gegründet. Anschließend steigen wir auf den Gipfel und haben ein fantastische Aussicht auf ein Tal und auf die bewaldeten Berge. Hier oben sind weniger Touristen als in der Klosteranlage, was uns ein sehr friedliches Gefühl vermittelt. Wieder in der Klosteranlage angekommen, nehmen wir einen café americano, um danach noch eine Glasbläserei in der Nähe von Inca im Inselinneren zu besuchen.
Wir fahren also weiter in Richtung Campanet, ca. 10 km nördlich von Inca. Dort befindet sich die Glasbläserei "Menestralia". Angeschlossen ist ein Restaurant, das angeblich den besten Kuchen auf Mallorca bietet. Besonders empfohlen wird die Eismandeltorte, die ich natürlich auch probiere. Sie ist wirklich lecker. Dann machen wir einen Rundgang durch den der Glasbläserei angeschlossenen großen Laden, der neben viel Kitsch auch handwerklich schöne Stücke zu erschwinglichen Preisen bietet. Aber zunächst wollen wir einen Blick in die Fabrikationsstätte werfen. Dort wird in einer rauchgeschwärzten Arbeitshalle die Glasblasekunst noch so betrieben, wie es in früheren Zeiten gewesen sein muss. Aus dem einen Blick wird eine dreiviertel Stunde - so fasziniert sind wir von den Arbeitsabläufen, die man ausgezeichnet verfolgen kann. Natürlich kaufen wir auch einige besonders schöne Stücke. Nach diesem ereignisreichen Ausflug kehren wir ins Hotel zurück.
Das Hotel müht sich redlich, etwas für die Touristen zu tun. So ist für heute Abend "Bingo" angesagt. Wir gönnen uns den Spaß. Und was soll ich sagen? Jutta gewinnt den Hauptpreis (68 Euro)! Na, damit ist der nächste Tag gesichert.

Mittwoch, 16.10.02

Heute geht es in den Osten der Insel. In Anlehnung an unseren gestrigen Besuch bei der arbeitenden Bevölkerung (Glasbläserei) wollen wir heute in Manacor eine Fabrik, die Kunstgegenstände aus Olivenholz herstellt und eine Perlenfabrik besichtigen.
Zunächst besichtigen wir also einen Laden, in dem Artikel aus Olivenholz angeboten werden. Die Einblicke in die Fabrikation sind eher spärlich. Ganz anders bei "Majorica", die größte Fabrik für die Herstellung der typischen mallorquinischen Kunstperlen. Hier können wir den Produktionsablauf vom Kern der späteren Perle über die verschiedenen Zwischenstationen der Anreicherung mit gewissen Essenzen bis zur Endkontrolle gut verfolgen. Dennoch wird uns nicht verraten, was das Geheimnis dieser Perlen ist. Den Besuch im Laden gestalten wir nur kurz, denn wir wollen weiter nach Porto Christo. Dort gibt es die Drachenhöhlen (coves del drac). Sie sind äußerst sehenswert; wenn nicht so viele andere Menschen außer uns das Gleiche empfinden würden, wäre es noch angenehmer. So wird man im Stundentakt durch mit 498 anderen Besuchern durch die Höhle geleitet, um die großartigen unterirdischen Formationen zu bestaunen. Höhepunkt ist dann ein 177m langer und 40m breiter unterirdischer See. Dort setzen sich alle auf Bänke. Plötzlich gleiten drei dezent beleuchtete Boote aus der abgedunkelten Höhle. Musiker sitzen darin, die bekannte klassische Weisen spielen. Ein Spektakel, das so manchem sicherlich gefällt. Zum Schluss kann man sich mit Booten zum Ausgang fahren lassen. Anschließend fahren wir zum nahegelegenen Safari-Park, ca. 2 km von Sa Coma entfernt. Dies ist ein 40 Hektar umfassendes Freigehege für afrikanische Tiere. Man kann - wie wir - im eigenen bzw. gemieteten Auto oder mit Kleinbussen durch diesen Park fahren, beliebig anhalten und fotografieren. Nur die Fenster sollte man geschlossen halten, weil die Affen sonst sofort da sind. Leider sind die Bäume in diesem Park im November 2001 fast alle bei dem "Jahrhundertsturm" entwurzelt worden.
Nach diesem schönen Nachmittag wollen wir noch einen Abstecher an die nordöstliche Küste machen. Also fahren wir nach Cala Rajada. Dieser Ort erweist sich ebenfalls als eine deutsche Hochburg. Dennoch ist er ganz ansehnlich, vor allem der Hafen mit seiner weit ins Meer ragenden Mole gefällt uns ganz gut. Nun wird es aber Zeit für die Rückfahrt, denn der Magen knurrt.

Donnerstag, 17.10.02

Heute steht der Südwesten auf unserem Programm. Wir wollen nach Sóller und nach Valldemossa. Wieder geht es Richtung Inca und dann in die Berge. Über Orient einem in der Serra Tramuntana hübsch gelegenen Ort fahren wir nach Sóller. Die Fahrt ist wunderschön und führt uns durch die sogenannte Huerta de Sóller (Obstgarten). Inzwischen gibt es einen Tunnel durch das Gebirge, der die Fahrt ein wenig abkürzt. Sóller hat eine sehr sehenswerte Plaza. Es gibt Menschen, die behaupten, es sei die attraktivste Mallorcas. Besonders der Bahnhof ist sehenswert. Hier bieten Baumkronen über den Gleisen Schutz vor der südlichen Sonne. Zwischen Palma und Port de Sóller verkehrt eine Bimmelbahn, die auch der "Rote Blitz" genannt wird. Man kann in Sóller zusteigen und die restlichen 5 km zum Hafen fahren. Vom Bahnhof hat man einen wunderschönen Blick auf die Fassaden der Kirche Sant Bartolomé und des Rathauses. Die Kirche soll auf Fundamenten einer Moschee stehen. Nach einem Café fahren wir nach Port de Sóller, Dort verweilen wir aber nur kurz und machen uns auf die Strecke nach Valldemossa. Mich erinnert diese wunderschöne Straße ein wenig an den Highway Nr. 1 zwischen San Francisco und Los Angeles.
Über Deiá gelangen wir nach Valldemossa, nicht ohne zwischendurch immer mal wieder anzuhalten, um die Blicke auf felsenzerklüftete Strände zu werfen und die Aussicht zu genießen. In Valldemossa wird uns deutlich, dass eine Woche Mallorca entschieden zu wenig ist. Nicht weil die Kartause des Ortes so beeindruckend wäre, sondern weil es hier auch sehr viel Historisches zu erfahren gibt. Im Winter 1838/39 verbrachten hier der Komponist Frédéric Chopin und seine Geliebte, die französische Schriftstellerin George Sand zwei Monate ihrer tragisch-romantischen Beziehung. Natürlich kauft Jutta das Buch "Ein Winter auf Mallorca", das von George Sand geschrieben wurde und ein etwas kritisch-verzerrter Reisebericht ist. Ein absolutes "Muss" ist ein Rundgang durch die malerischen Gassen der "Unterstadt". Hier scheint die Zeit stehen geblieben zu sein. Vor jedem Haus stehen große Pflanzentöpfe. Wenige Touristen verirren sich hier her.
Aber auch hier heißt es bald Abschied zu nehmen, denn wir wollen noch ein besonderes Schmankerl im Inselinneren besichtigen. Nicht weit von Villafranca steht das Herrenhaus Els Calderes. Dieser einstige von zwei Schäferhunden bewachte Gutshof ist erst seit 1993 ein Museum. Man kann ohne Führung alle Räume dieses faszinierenden Kleinods besichtigen. Viele Gegenstände - Möbel, Gerätschaften, Gemälde, Kleidung und Waffen - zeugen vom großen Wohlstand der mallorquinischen Landadeligen. Ein weiterer Vorteil: Es ist sehr wenig los an diesem Nachmittag, so dass wir in aller Muße das Gebäude mit seinen Schätzen auf uns wirken lassen können. Im oberen Stockwerk gibt es sogar eine riesige Kornkammer. Ein Blick in die Küche des Hauses vermittelt den Eindruck, als sei sie gerade verlassen worden. Das Esszimmer ist für 18 Personen gedeckt.
Nach diesem Besuch fahren wir zurück nach C´an Picafort. Dort erwartet uns eine unangenehme Überraschung. Von der tui-Reiseleiterin erfahren wir, dass wir das Hotel in der Nacht von Freitag auf Samstag bereits um 02.10 Uhr verlassen müssen, um zum Flughafen gebracht zu werden. Wir halten das für einen Witz, da wir ja 7 Übernachtungen gebucht haben. Aber es ist kein Witz. Die Reiseleiterin gibt uns den Tipp, in der Geschäftsstelle am Ort nachzufragen, ob es eine Umbuchungsmöglichkeit gibt. Das werden wir mal sehen. Nach dem Abendessen spielt im Hotel eine Band zum Tanz auf. Ich verlege mich aufs Filmen. Da wir unser Auto morgen wieder abgeben müssen, wollen wir mit dem Bus nach Palma.

Freitag, 18.10.02

Wir haben es uns anders überlegt. Wir fahren nicht nach Palma. Nach dem Frühstück marschieren wir zu der tui-Geschäftsstelle am Ort. Freundlich, aber bestimmt erklären wir der Mitarbeiterin, dass wir mit einem solchen Verfahren nicht einverstanden sind. Man kann wohl schlecht von 7 Übernachtungen reden, wenn die letzte keine mehr ist. Umbuchen geht nicht, also bietet uns die Dame pro Person 25 Euro Rückerstattung an, als "Trostpflaster". Außerdem teilt sie uns mit, dass wir mit einem späteren Bus einer Tochtergesellschaft um 03.20 Uhr fahren könnten. Man kann nicht sagen, dass sie sich nicht bemüht. Ich erkläre ihr allerdings, dass ich das Verhalten ihrer Gesellschaft für Betrug am Kunden halte. Nach diesem Treffen beschließen wir, einen faulen Tag mit Lesen, Schwimmen und Spazierengehen zu verbringen.
Um 02.10 Uhr werden wir telefonisch geweckt und der Nachtportier teilt uns mit, dass der Bus auf uns warte. Wir erklären ihm, dass wir eine andere Vereinbarung getroffen habe. Aber nun ist es eh Zeit aufzustehen. Noch etwas verschlafen gehen wir in die Halle und was sehen wir da? Einen Portier, der erst geweckt werden muss, uns an der Bar (!) Kaffee einschenkt, eine Tüte Toastbrot (ungetoastet) und 10 abgepackte Marmeladentöpfchen (nicht etwa verschiedene) vor uns hinstellt. Wir sind bedient. Der Bus kommt pünktlich und ist so zeitig am Flughafen, dass wir dort noch reichlich Zeit haben.

Fazit: Mallorca ist nicht nur Strand und Bettenburgen. Es ist eine wunderschöne Insel mit sehr vielen Sehenswürdigkeiten, die zum Wiederkommen einladen. Nur - dafür ist tui nicht verantwortlich.